Restauration - Geschichte

Restauration eines historischen Drachens (Ein Bericht von Rainer Burrlein)

Vorwort

Im Sommer 2009 habe ich meinen ersten Drachen die DG374 an einen Hamburger Hotelier verkauft.

Mein alter Drachen wurde eigentlich aus Zeitmangel verkauft.

Nur zum Spaß habe ich im Internet nach Drachen Ausschau gehalten. Hierbei unterlief mir in der Suchmaschine ein kleiner Tipfehler, der später ziemlich nachhaltig für mich werden sollte.

Plötzlich erschien auf meinem Monitor ein Drachen, der seit 14 Jahren in der Scheune stand und nun verkauft werden sollte.

Der Preis war fair und so rief ich beim Verkäufer an stellte Fragen zum Zustand und zur Ausrüstung.

Es würde nur der Rumpf mit Mast verkauft. Die Werft am Bodensee wollte den Drachen nicht Restaurieren, da er angeblich keine Geschichte hatte. Segelnummer und Geschichtsdaten waren laut Verkäufer nicht vorhanden. Da man den Platz auf der Werft brauchte sollte der Drachen nun verkauft werden.

Der Weg von Hamburg zum Bodensee ist weit und daher beschloß ich den Drachen wie bei den Online-Auktionshäusern heute üblich, anhand von Bildern und hoffentlich einer ehrlichen Produktbeschreibung zu erwerben.

Auf den Bildern sah der Drachen im großen und Ganzen ok aus. Da ich und mein Vater ja grade meinen ersten Drachen in über 5000 Std. restauriert hatten wird dieses Projekt sicher kein Problem werden.

Nach einem kleinen Familienrat stimmte ich dem Kauf nun zu und nach nicht einmal 4 Wochen war ich wieder stolzer Eigentümer eines Drachen.

Der Drachen hat mich schon immer fazieniert. Seine Form und die stimmigen Proportionen sind einmalig. Daher stammt mit Sicherheit der enorme Erfolg dieser Bootsklasse.

Jetzt mußte nur noch der Transport nach Hamburg organisiert werden. Hier war das Internet wieder eine große Hilfe. (Ich frage mich manchmal was die Menschen früher ohne Internet gemacht haben.)

Im Oktober 2009 war es dann soweit und mein neuer Drachen wurde in Hamburg auf der Bootswerft an der Alster angeliefert.

Majestätisch stand der Drachen auf dem Trailer vor der Werft als wir ankamen. Ein tolles Gefühl.

 

 

Der Drachen wird beim Verkäufer am Bodensee grade Verladen.

Ankunft Oktober 2009

Schnell war das Schiff auf dem Werftgelände, wo der Werftbesitzer den Drachen in sein Bockgestll verfrachtet hat. In diesem Bockgestell wird der Drachen nun einige Monate stehen und komplett Restauriert werden.

Zum Erstenmal haben ich am Liefertag den neuen Drachen gesehen. Ich und die Familie waren gespannt wie ein Flitzebogen.

Das Schiff machte einen tollen Eindruck. Nichts aber auch wirklich nichts war Morsch. Das Holz sah sehr gesund aus.

Noch am selben Tag haben wir nach der eingeschlagenen Segelnummer gesucht, die der Verkäufer nicht gefunden hat. Da wir als alte Drachensegler wissen wo man suchen muß ging die Suche schnell von Statten.

Achtern am Kielbalken war eine ziemliche Schicht Spachtelmasse und Farbe. Hier drunter könnte die Segelnummer sein. Vorsichtig haben wir die Spachtelmassen entfernt. (Ich kam mir vor wie ein Archiologe)

Der Senior legte nach einer halben Stunde die erste eingeschlagene Ziffer frei.

Es war ein G! Danach folgte ein O  und darunter eine 5 und eine 0

GO 50 , die Segelnummer war gefunden.

Schnell ein Foto machen. Es war wie ein Hauptgewinn in der Lotterie. (14 Jahre mußte der Drachen auf diese Entdeckung warten, wenn das der Voreigner jetzt wüßte!)

Der DSV schickte mir 3 Tage später den alten Meßbrief der GO50.

Im Internet beim FKY konnte man sich die alten DDR Registerlisten für Drachen herunterladen und nun fing die Geschichte an.

Der alte Name war Teufel, gebaut wurde das Schiff früher für den ASK Rostock

Auf dem Meßbrief stand nun auch der Erbauer. Willi Lehmann, einer der besten Bootsbauer gesamt Deutschlands.

War da nicht etwas beim FKY geschrieben worden über eine Restauration eines Willi Lehmann Drachens? Ja ich konnte mich an den Artikel erinnern.

Schnell habe ich telefonisch Kontakt aufgenommen. Man war freudig überascht, daß das verschollene Schiff wieder aufgetaucht ist.

Ich habe erfahren, daß es ein Willi Lehmann Museum in Wedel geben sollte. Auch hier war man mir bei der Findung der Geschichte sehr hilfreich.

Mein Drachen war der letzte Bau von Willi Lehmann vor seinem Tod.

Die Geschichte sprudelte nur so und es hat richtig Spaß gemacht soviel heraus gefunden zu haben.

Nun wurde beim DSV eine neue Segelnummer und ein neuer Meßbrief beanragt, der mir samt Meßplakette auch sofort zugesendet wurde.

Die neue Segelnummer lautet: GER 1085

Neuer Name des Drachen: Trinity

Ebenfalls mit Hilfe der FKY-Archivsammlung im Internet (www.fky.org) konnte ich mir alte DDR Regatta-Listen ausdrucken und war freudig überrascht, daß mein Drachen früher sehr erfolgreich an Regatten teil genommen hat. Viele erste Plätze konnte ich den Listen entnehmen.

Nach der Geschichtssammlung fing der harte Teil an. “Die Restauration”

Es wurde ein Plan gemacht wie wir vorgehen werden.

Meine alte Crew steht hinter mir und damit haben wir die nötige Manpower.

I. Schadensaufnahme:

Gemeinsam haben wir einen Bericht erfaßt, was alles gemacht werden muß am Schiff. Viele Planken schienen lose gewesen zu sein.

Wir haben die ersten Holzproppen entfernt und verucht die alten Schrauben heraus zu nehmen.

Leider mußten wir feststellen, daß sich die Messingschrauben ziemlich aufgelöst hatten.

Wir beschlossen alle Schrauben im Schiff zu wechseln. Beim Schraubengroßhändler sind wir seit einigen Wochen ein sehr guter Kunde.

Wir haben an einer Teststelle den Rumpf abgezogen. Hier haben wir dann entschieden den Rumpf wieder in Natur zu Lackieren.

Beim Abziehen kam eine sehr tolle Mahagoniemaserung heraus.

Einige Spannten müssen ersetzt oder repariert werden. Wir haben beschlossen den gesamten Rumpf von innen und aussen abzuziehen.

Lackiert wird aber erst wenn wir alle Schrauben erstzt haben und die Planken wieder mit den Spantenten verbunden sind.

Im Unterwasserschiffbereich müssen einige Planken kalfartert werden.

Es grenzt aber an ein Wunder, daß man an keiner Stelle durch die Planken schauen kann und das obwohl der Rumpf seit 14 Jahren an Land in der Scheune stand.

Wir haben ein Dreivierteljahr für die Restauration veranschlagt. Mal sehen wie weit wir daneben liegen werden.

 

II. Restauration Teil 1

Im Oktober 2009 haben wir mit der gesamten Crew angefangen mit der umfangreichen Restauration. Zuerst wurde die Farbe Backbord abgzogen (mit dem Heißluftfön) Der Senior hat angefangen die alten Messingschrauben heraus zu nehmen und diese durch neue ersetzt.

In der Werkstatt Zuhause haben wir Mahagoniproppen gebohrt. Das waren wohl einige 1000 Stk.

Die neuen Schrauben wurden mit Sikkaflex eingebaut und danach wurden Proppen auf die Schraubenlöcher gesetzt.

Die Planken, die zum Teil 0,5cm von den Spanten abstanden, da die alten Schrauben sich aufgelöst hatten kamen alle wieder ran. Die alte Festigkeit im Rumpf kam so zurück.

Das Unterwasserschiff wurde Backbord und Steuerbord abgezogen. Die Backbordseite wurde zu erst bearbeitet, das verlangte vollen Körpereinsatz. Durch das stundenlage Stehen auf der Leiter oder dem Gerüst, welches wir immer aufgebaut hatten, taten einem die Füße abends ziemlich weh.

Nach fast 6 Wochen intensiver Scharaubenbehandlung konnten wir die erste Seite mit dem Excenter vorschleifen. (Mit 60er Körnung)

Nach einem Wochenende schleifen kam ein toller Mahagonirumpf zum Vorschein. Die viele Arbeit hat sich gelohnt.

Die Steuerbordseite war leider etwas angeschlagener. Eine Planke im Oberen Plankengang wurde ersetzt. Auch im Unterwasserschiffbereich gab es Stellen, die nicht Morsch waren, aber das Holz doch etwas in Mitleidenschaft gezogen war. Der Senior hat diese Stellen ausgeschäftet oder neue Planken eingezogen. Der Werftbesitzer und Bootsbaumeister lobte unsere Arbeit. Er hätte es nicht besser machen können. Das war doch schon einmal ein Ritterschlag und ging runter wie Öl.

In der Zwischenzeit hat ein Teil der Crew die ersten Arbeiten im Innenschiff geleistet. Die Naturholzflächen wurden geschliffen, das Cockpit und die Kajüte wurden auch abgezogen. Leider müssen die meisten Schrauben im Deck auch getauscht werden.

Die ersten Spanten die defekt waren wurden repariert oder komplett erneuert. Auch diese Arbeit wurde sehr gelobt vom Bootsbaumeister. Maschinenbauingenieure können eben auch mit Holz umgehen!

Im Juli 2010 waren nun beide Seiten Abgezogen und fast alle Schrauben im Rumpf waren ersetzt worden.

Der Senior hat ca. 60-80 Schrauben am Tag geschafft. (Mehr ging nicht) Bis Ende Juli 2010 wollen wir die erste Farbe auf den Rumpf bringen. Mal sehen o das klappt.

Fortsetzung folgt...

Restauration Teil III.

Jan, Jens und Rainer haben in den Juli-Wochen nach allen Kräften der Kunst die alten Schrauben aus dem Deck heraus geholt und durch neue inkl. neuer Holzprppen ersetzt.

Es waren hunderte!

Ende Juli 2010 war es dann endlich soweit, der Rumpft BB. und Stb. war abgezogen und mit 240er Schleifpapier glatt geschliffen worden.

Unser Hauptsponsor International-Farbenwerke hat uns die nötigen Farben, Lacke und Feinspachtel geliefert. Ein erster Fototermin mit unserem Sponsor stand an.

Es ist schon etwas sehr besonderes, wenn ein Restaurationsobjekt das Interesse eines solchen Herstellers weckt.

International-Farbenwerke wird unser Projekt ab der Lackphase aktiv betreuen, hierfür sind wir sehr dankbar. Viele wertvolle Tipps konnten wir so vor dem Malen uns Lackieren erhalten. Trotz unserer riesigen Erfahrung haben wir noch eine Menge dazu gelernt. Im Endergebnis wird man dieses auch sehen. Für unser Restaurationsobjekt ist es auch perfekt, daß wir nun Farbsysteme aus einem hause erhalten. Dadurch wird das Finish noch einmal massiv verbessert.

Am 17. und 18.07.2010 wurde der Rumpf nun endlich mit Mahagonibaize (Interstain) eingefärbt.

4x haben wir den Rumpf damit eingefärbt, bevor wir mit dem Lackieren am 24/25.07.2010 anfangen konnten.

Vor dem Lackieren wurde der Rumpf mit Verdünnung Nr. 1 von International abgerieben.

1. Anstrich:

Der erste Anstrich wurde sehr verdünnt aufgetragen: Michverhältnis: 30% Lack (Original) und 70% Verdünnung Nr.1, zusätzlich haben wir noch auf 1l Mischverhältnis 100ml Interstain Mahagonibaize dazu gemischt.

Dieses Mischverhältnis wurde 2x hintereinander aufgetragen mit einer Schaumstoffrolle. Dieses Verfahren sorgt dafür, daß der Lack später wie gespritzt aussieht.

Der 3. Anstrich hatte das Verhältnis 50% Klarlack (Original) und 50% Verdünnung Nr. 1 sowie 100ml (Interstain) Mahagonibaize.

Der 4. Anstrich wurde im Mischverhältnis 30% Verdünnung Nr. 1 und 70% Klarlack (Original) sowie wieder 100ml Mahagonibaize vorgenommen.

Am 07. und 08. August 2010 wurden weitere 2 Anstriche in diesem Mischverhältnis vorgenommen. International hat uns am Wochenende persönlich betreut. Ein toller Service, den wir hier noch einmal betonen möchten.

Ebenfalls haben wir an diesem Wochenende den Wasserpaß abgeklebt und das Unterwasserschiff mit Primocon von International angemalt. Es wurden 3 Lagen vermalt.

Vortsetzung folgt...

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