Schnell war das Schiff auf dem Werftgelände, wo der Werftbesitzer den Drachen in sein Bockgestll verfrachtet hat. In diesem Bockgestell wird der Drachen nun einige Monate stehen und komplett Restauriert werden.
Zum Erstenmal haben ich am Liefertag den neuen Drachen gesehen. Ich und die Familie waren gespannt wie ein Flitzebogen.
Das Schiff machte einen tollen Eindruck. Nichts aber auch wirklich nichts war Morsch. Das Holz sah sehr gesund aus.
Noch am selben Tag haben wir nach der eingeschlagenen Segelnummer gesucht, die der Verkäufer nicht gefunden hat. Da wir als alte Drachensegler wissen wo man suchen muß ging die Suche schnell von Statten.
Achtern am Kielbalken war eine ziemliche Schicht Spachtelmasse und Farbe. Hier drunter könnte die Segelnummer sein. Vorsichtig haben wir die Spachtelmassen entfernt. (Ich kam mir vor wie ein Archiologe)
Der Senior legte nach einer halben Stunde die erste eingeschlagene Ziffer frei.
Es war ein G! Danach folgte ein O und darunter eine 5 und eine 0
GO 50 , die Segelnummer war gefunden.
Schnell ein Foto machen. Es war wie ein Hauptgewinn in der Lotterie. (14 Jahre mußte der Drachen auf diese Entdeckung warten, wenn das der Voreigner jetzt wüßte!)
Der DSV schickte mir 3 Tage später den alten Meßbrief der GO50.
Im Internet beim FKY konnte man sich die alten DDR Registerlisten für Drachen herunterladen und nun fing die Geschichte an.
Der alte Name war Teufel, gebaut wurde das Schiff früher für den ASK Rostock
Auf dem Meßbrief stand nun auch der Erbauer. Willi Lehmann, einer der besten Bootsbauer gesamt Deutschlands.
War da nicht etwas beim FKY geschrieben worden über eine Restauration eines Willi Lehmann Drachens? Ja ich konnte mich an den Artikel erinnern.
Schnell habe ich telefonisch Kontakt aufgenommen. Man war freudig überascht, daß das verschollene Schiff wieder aufgetaucht ist.
Ich habe erfahren, daß es ein Willi Lehmann Museum in Wedel geben sollte. Auch hier war man mir bei der Findung der Geschichte sehr hilfreich.
Mein Drachen war der letzte Bau von Willi Lehmann vor seinem Tod.
Die Geschichte sprudelte nur so und es hat richtig Spaß gemacht soviel heraus gefunden zu haben.
Nun wurde beim DSV eine neue Segelnummer und ein neuer Meßbrief beanragt, der mir samt Meßplakette auch sofort zugesendet wurde.
Die neue Segelnummer lautet: GER 1085
Neuer Name des Drachen: Trinity
Ebenfalls mit Hilfe der FKY-Archivsammlung im Internet (www.fky.org) konnte ich mir alte DDR Regatta-Listen ausdrucken und war freudig überrascht, daß mein Drachen früher sehr erfolgreich an Regatten teil genommen hat. Viele erste Plätze konnte ich den Listen entnehmen.
Nach der Geschichtssammlung fing der harte Teil an. “Die Restauration”
Es wurde ein Plan gemacht wie wir vorgehen werden.
Meine alte Crew steht hinter mir und damit haben wir die nötige Manpower.
I. Schadensaufnahme:
Gemeinsam haben wir einen Bericht erfaßt, was alles gemacht werden muß am Schiff. Viele Planken schienen lose gewesen zu sein.
Wir haben die ersten Holzproppen entfernt und verucht die alten Schrauben heraus zu nehmen.
Leider mußten wir feststellen, daß sich die Messingschrauben ziemlich aufgelöst hatten.
Wir beschlossen alle Schrauben im Schiff zu wechseln. Beim Schraubengroßhändler sind wir seit einigen Wochen ein sehr guter Kunde.
Wir haben an einer Teststelle den Rumpf abgezogen. Hier haben wir dann entschieden den Rumpf wieder in Natur zu Lackieren.
Beim Abziehen kam eine sehr tolle Mahagoniemaserung heraus.
Einige Spannten müssen ersetzt oder repariert werden. Wir haben beschlossen den gesamten Rumpf von innen und aussen abzuziehen.
Lackiert wird aber erst wenn wir alle Schrauben erstzt haben und die Planken wieder mit den Spantenten verbunden sind.
Im Unterwasserschiffbereich müssen einige Planken kalfartert werden.
Es grenzt aber an ein Wunder, daß man an keiner Stelle durch die Planken schauen kann und das obwohl der Rumpf seit 14 Jahren an Land in der Scheune stand.
Wir haben ein Dreivierteljahr für die Restauration veranschlagt. Mal sehen wie weit wir daneben liegen werden.
|